Die Geschichts-AG der EHK hat in diesem Schulhalbjahr eine Patenschaft im Stolperstein-Projekt zum Gedenken an die NS-Opfer übernommen. Die Schülerinnen und Schüler der AG recherchierten, finanzierten und begleiteten eine Gedenksteinlegung in der Dasselstraße 22.
e durch den Künstler Günter Demnig begründete und bekanntgewordene Projektarbeit existiert seit 1996 und umfasst bis heute über 45000 (!) Stolpersteinsetzungen nicht nur in Köln, wo sie begonnen hat, sondern im gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus. Diese Gedenksteine erinnern an Menschen, die…
in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, vertrieben, meist ermordet oder in den Selbstmord getrieben wurden. Die Betonsteine werden, mit einer Messingplatte versehen, vor den letzten Wohnhäusern der NS-Opfer im Boden eingelassen.
Günter Demnig, geboren 1947 in Berlin, wohnt in Frechen, besitzt ein Atelier in Köln; studierte Kunstpädagogik an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin, an der Kunstakademie in Kassel, und Kunst an der Universität Kassel;erste Stolpersteinverlegungen in Köln 1996, in den folgenden Jahren auch in ganz Deutschland, seit 2006 auch im Ausland.
Für sein Lebenswerk wurde Günter Demnig vielfach geehrt, 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz.
Hinter den Namen auf den „Stolpersteinen“ verbergen sich die Lebensschicksale der von den Nazis verfolgten Mitbürger. Die Schülerinnen und Schüler der Geschichts-AG unter Leitung von Herrn Philippek untersuchten vor allem das Schicksal der Kölner Familie Wingens.
Die Kölner Dasselstraße liegt ganz in der Nähe der jüdischen Synagoge, die nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde. Schaut man nahe der Hausnummer 22 um die Ecke in die Lochnerstraße, kann man die große Kuppel der Synagoge zwischen den Bäumen des Rathenauplatzes bereits erkennen.
In der Kölner Dasselstraße lebten um 1930 vorwiegend die Familien von Handwerkern und kleinen Kaufleuten. Sechs der insgesamt 49 Häuser in der Straße hatten in dieser Zeit jüdische Eigentümer. Zum Beispiel war schon um 1912 in der Dasselstraße 59 eine Druckerei von den Brüdern Emilie und Pinkas Fink gegründet worden. Sie druckten auch das „Kölner Jüdische Wochenblatt“, eine Informationsschrift für die jüdischen Kölner Mitbürger.
In der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur wurden in der Dasselstraße 22 jüdische Mitbürger zwangsweise eingewiesen, wo sie zu ganz Vielen auf engstem Raum zusammen wohnen mussten.
Zwei von ihnen waren Gertrud und Günter Wingens, deren Familie im November 1938 auseinanderbrach und deren Mitglieder durch Flucht und Deportationen in alle Winde zerstreut wurden.
Hermann flüchtete in die Niederlande, wurde aber wegen illegalem Aufenthalt festgenommen. 1940 inhaftierte man ihn im Sammellager Westerbork. Er musst nicht nach Auschwitz, weil er im Lager bei der Feuerwehr arbeitete. Am 12.04.1945 erlebte er kurz vor Ende des Weltkriegs die Befreiung des Lagers.
Bruno wurde 1939 nach Australien zu seinem Onkel geschickt.
Walter und Günther wurden 1939 illegal in die Niederlande gebracht und ins Sammellager Westerbork inhaftiert. Dort trafen sie ihren Bruder Hermann. Im September 1944 wurden Walter und Günther in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Danach kamen sie nach Auschwitz, Günther wurde dort ermordet, Walter überlebte.
Die Eltern konnten nicht mehr fliehen und wurden in das Haus Dasselstraße 22 eingewiesen, wo sie zwangsweise mit anderen Juden zusammengelegt wurden. Emil Wingens tauchte als Landarbeiter in Schlesien unter. Gertrud blieb in Köln. Sie wurde nach Müngersdorf ins Sammellager gebracht, nach Osteuropa deportiert und starb in Minsk.
Ganz herzlichen Dank für die Erinnerungsarbeit der AG-Teilnehmerinnen und -teilnehmer, die uns erneut nachdenklich machen angesichts der grausamen Verfolgungen in der Zeit des Nationalsozialismus!
Vielen Dank auch an die Schülerinnen der Musik-AG, geleitet von Frau Leyendecker, die bei der Gedenksteinverlegung das Lied von den Moorsoldaten gesungen haben.