In dem dreieinhalb stündigen Workshop (bei 30 Grad) mit AWO-Kolleg*innen und Sonderpädagoginnen ging es darum, sich selbst in Grenz- und Stresssituationen ein bisschen besser kennen zu lernen.
Unsere Fragestellung lautete: Auf welche Weise steuert die „Gehirn-Chemie“ unsere Wahrnehmungen und Reaktionen in Situationen, die uns schnell überfordern?
Vor diesem Hintergrund wollten wir also genauer wissen, was in uns vorgeht, wenn wir in Stress geraten. Hier lieferten uns u.a. die neueren Ergebnisse der Hirnforschung wichtige Hinweise.
Wir haben uns zunächst für 10 Minuten still auf einen Platz gesetzt und nur unseren Atem beobachtet. Das ist sehr sinnvoll, um die eigenen Gedanken zu ordnen. Aber es kostet viel Überwindung, weil wir ja viele Gedanken haben, die uns dann in die Quere kommen.
Diese etwas ungewöhnliche Übung gibt es übrigens in jeder Kultur. Die Stilleübungen eröffneten uns einen anderen Zugang oder eine Einsicht zu unserem Innenleben. Das hört sich schon etwas komisch an, denn wann haben wir z.B. im hektischen Schulalltag die Gelegenheit, in uns hineinzuhören und unsere vielen Gedanken und Gefühle als Beobachter zu erforschen – Das war für die meisten Kolleg*innen interessant, entspannend und ja ungewöhnlich.
Ein Vortrag über die verschiedenen Bereiche und Aufgaben unseres Großhirns in Verbindung mit aufregenden Situationen vertieften eine erste Einsicht über die innere „Bauweise“ und Funktionsweise unserer beiden Gehirnhälften. Auf jeden Fall war es beruhigend zu wissen, dass wir (aus der Sicht der Wissenschaft) in der Lage sind, uns einen guten Platz auf der „Kommandobrücke“ in unserem Gehirn zu verschaffen. Wenn wir uns die Chance geben, mehrere Bereiche unseres Gehirns zu nutzen, können wir unser Wahrnehmungs- und Spürvermögen besser mit unserem Denken verbinden. Ein berühmter Wissenschaftler hat mal gesagt, dass wir auf diese Weise lernen können, auf den hohen Wellen (z.B. hefte Gefühle und Gedanken) zu reiten anstatt von ihnen weggespült zu werden.
Abgerundet wurde unser Workshop durch einen weiteren Kurzvortrag, in dem es um Konflikte bei Regelverstößen in der Schule ging. Am Ende des Nachmittags waren sich alle Kolleg*innen darüber einig, dass es schon eine lohnende Sache ist, wenn wir uns in Zukunft weiterhin gemeinsam mit diesen Themen auseinandersetzen.
Lisa Sussiek